Mummenschanz. Stück für Stück: Dunkelviolette Geschichten

Mummenschanz in großen Halen

Im Englischen gibt es die Bezeichnung “purple prose”, und wer immer die Absicht hat, ein unsägliches Schreibseminar zu besuchen, wird als erstes lernen, sie zu vermeiden, weil sie den Erzählfluss stört, indem sie unerwünschte Aufmerksamkeit auf einen eigenen extravaganten Schreibstil lenkt. Nun, dessen bin ich ganz und gar schuldig. Es gibt ein nettes Zitat von Paul West, das folgendermaßen lautet:

“Es gehört schon eine gewisse Frechheit dazu, sich für Prosa einzusetzen, die reich, saftig und voller Neuerungen ist. Lila ist unmoralisch, undemokratisch und unaufrichtig; im besten Fall kunstvoll, im schlimmsten Fall der vernichtende Engel der Verderbtheit.”

Nun nenne ich meine Erzählungen natürlich nicht “lila”, sondern Dunkelviolett, vor allem deshalb, weil es diese Farbe überhaupt nicht gibt und sie nur im Kopf entsteht. Weder geht das kurzwellige Violett in einen Rotbereich über, noch sind in dem langwelligen Rot-Bereich Blaumischungen enthalten. Auf meine Literatur angewandt bedeutet das eine mystische violette Welt, eine Balance zwischen Natur und “Märchenwelt”. Ich glaube, dass es das durchaus trifft und es sich bei dieser Kategorisierung nicht nur um einen Jux handelt.